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DAS MARINE KARBON IN UNGARN.
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B e e c h e r hat schon vor anderthalb Jahrzenten den Nachweis er
bracht, daß die «Poren» der Favositiden nicht Lücken des Fachwerkes
der Wände seien (wie bei den perforaten Hexakoralliern), sondern als
obliterierte Knospen aufzufassen sind. Hierdurch wird auch die
grundsächliche Verschiedenheit von Heliolithes und der lebenden Helio-
pora in das gebührende Licht gesetzt. Heliopora besitzt ein Skelett, das
wie bei den Perforata aus Fachwerk besteht, dessen Zwischenräume also
nicht vollkommen verbunden sind ; Favosites zeigt Embryonalknospen,
die zu Poren obliteriert sind ; bei den ältesten Tabulaten, den Helioli-
tItiden und Monticuliporiden erstellt aus jeder Knospe noch ein junges
röhrenförmiges Individuum, das eine Zeitlang kleiner bleiben kann, als
die schon erwachsenen Köhrenformen. Die Idee eines «Dimorphismus»
der Individuen wird dagegen schon von F erd . R oem er (Lethaea palaeoz. i,
p. 471) mit vollem Rechte a/jointfilesconvert/442050/bgelehnt.
Auf die Tatsache, daß die Syringoporiden rasenförmige, die Aulo-
poriden moosförmig kriechende Nebenformen der Favositiden seien, hat
ebenfalls B ee c h er mit vollem Rechte hingewiesen; die Stolonen der
Syringoporiden und Auloporiden seien den jungen Knospungsröhren
von Monliculipom sowie den «Poren» von Halyxites, Favosites und
Michelinia homolog.
Unter diesem einleuchtenden entwicklungsgeschichtlichen Gesichts
punkte wird auch die Reihenfolge des Auftretens der Familien verständ
lich und klar:
Im tieferen Untersilur erscheinen die durch normale Knos
pung vermehrten Monticidiporiden (denen sich die spätere Gattung
Chaetetes unmittelbar anschließt).
Im höheren Untersilur entwickeln sich aus den Monticuli
poriden die durch stärkere Divergenz der Röhren gekennzeichneten
Heliolithiden sowie die Halysitiden mit obliterierten Embryonalporen,
die jedoch nur auf zwei Seiten der elterlichen Rohre entstehen und
somit die Kettenform der Korallen bedingen.
Der wesentlich obersilurische Favosites is demnach an Halysites
anzuschließen; gleichzeitig entwickeln sich durch Stolonenknospung die
mit freien Röhren versehenen Auloporen und Syringoporen (das im höhe
ren Untersilur und im Obersilur verbreitete Syringophyllum ersetzt die
Stolonenröhren durch horizontale hohle Ausbreitungen und ist als un
mittelbarer Vorläufer von Syringopora anzusehen).
Das Ob er silur ist der Höhepunkt der mannigfaltigen Gestal
tung der Tabulaten, das Unter- und Mitteldevon steht nur wenig nach.
Im Oberdevon erlischt Heliolithes und am Schlüsse des Devon ver
schwinden die Favositiden Alreolites und Striatopora.
Im Karbon haben wir es mit bezeichnenden, aber sehr stark
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