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150 D? FRITZ FRECH
Karbonfossilen tierischen und pflanzlichen Ursprungs gehen von
Nowaja-Semlja und der Bäreninsel unverändert nach Mittel-, Ost- und
Südeuropa, nach Nord- und Südamerika wie nach Australien.
In der darauffolgenden Dyasperiode hat der nordische bis Nieder
schlesien und bis zu dem Odenwald reichende Zechstein mit dem alpinen
gleichalten Bellerophonkalk nicht eine Art gemeinsam und gleiche Ge
gensätze trennen die Fauna des Mittelmeergebietes, Hocharmeniens und
Nordindiens. Da die — wie es scheint —- glücklich eliminierte# Hypo
these der «karbonischen Eiszeit» neuerdings wieder befürwortet wird,
so sei auch hier darauf hingewiesen, daß diese Annahme allen sicher-
gestellten Tatsachen der Stratigraphie und Paläontologie widerspricht.
C) Über die Bezeichnung der unteren Abteilung der Stein
kohlenformation :
Kulm oder Unterkarbon?
Die weite Verbreitung, welche kalkige Schiefer, bezw. Schiefer mit
Kalklinsen in Osteuropa]* besitzen, legt die Frage nahe, wie man die
untere Abteilung der Steinkohlenformation benennen soll: Kohlenkalk,
Kulm oder Unterkarbon. Den «Kohlenkalk» (mountain limestone, d. h.
Gebirge bildender Kalk mit steilen Wänden) bezeichnet so unzweifelhaft
die Entwicklung mächtiger, d. h. Steilabstürze bildender Kalke, daß schon
die wrenig mächtigen Linsen und Schichten des schlesischen «Kohlen
kalkes» kaum mehr dem eigentlichen Begriff** entsprechen.
Die Faziesentwicklung des Unterkarbon zeigt ferner, wie wenig
glücklich der schon früher von mir beanstandete Ausdruck «Kulm» für
schiefriges oder sandig-konglomeratisches Unterkarbon gewählt ist: Die
culmiferous series Südenglands bezeichnet unreine Kohlenflötze und
die zugehörigen sandig-schiefrigen Ablagerungen, entspricht also faziell:
1. der Pflanzengrauwacke des Kontinents der ge
wöhnlichen Nomenklatur.
* Schlesien, Kärnten, Nord- und Südungarn.
** Ganz a/jointfilesconvert/442050/bgesehen von der Frage, ob man diese wenig mächtigen Kalke als
Kohlenkalk bezeichnen soll, sind die von Herrn E. D athe vorgeschlagenen Bezeich
nungen «oberer Kohlenkalk» (recte Stufe des Productus giganteus in der Fazies
der Noetscher Schichten) und «unterer Kohlenkalkstein» (Zone des Productus
sublaevis bei Silberberg) unmöglich. «Oberer Kohlenkalk» ist ein Synonym des
Fusulinenkalkes, d. h. der kalkigen Entwickelung des Oberkarbon. Vergl. Crk d n er
Elemente der Geologie 9-te Aufl. 1902, p. 469 (Tabelle und Text) und E. D athe
Erläut. zu Blatt Neurode 1904, p. 40. Herr E. D athe beweist hier dieselbe Un
kenntnis der vergleichenden Stratigraphie wie bei der Unterscheidung des «unte
ren» und «oberen Kulm».
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