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D! FRITZ FRECH
Ursprünglich hat Ferd. R oemer die Anwendung des bequemen
einsilbigen Wortes befürwortet. Nachdem jetzt das Wort lediglich die
Verwirrung befördert1 — wie an zwei auffälligen Beispielen nachge-
wiesen wurde — ist der Gebrauch des Wortes Kulm am besten zu
vermeiden. Daß fünf z. T. grundverschiedene Fazies des Unterkarbon
zum «Kulm »gehören, ginge noch an ; aber es ergibt sich ferner, daß der
eigentliche Kulm Englands
(upper culmiferous series) sowie
der obere Kulm Sturs ohne jeden Zweifel zum Oberkar-
bon gehören!
D) Ergebnisse.
Die geographisch-geologische Bedeutung der beiden, in allen we
sentlichen Punkten neuen Karbonvorkommen Ungarns ist sehr hoch
anzuschlagen. Denn nach den bisherigen Nachrichten waren unter
karbonische Faunen aus Ungarn, der südlichen und
östlichen Balkanhalbinsel“ sowie dem ganzen ost-
mediterranen und süd politische 11 Gebiete unbekannt. Die
enorme Ausdehnung der bisherigen terra incognita erhellt am besten
aus der Aufzählung der zunächst gelegenen Vorkommen von marinem
Unterkarbon: Krakau, Sudeten (Mähren und Eulengnbirge), Ostalpen:
Veitschtal in Steiermark, Noetsch am Dobratsch:{; dann Bosnien und
nach einer gewaltigen Unterbrechung der Arpatschai-Fluß zwischen
Eriwan und Nachitschewan in Hocharmenien, Donjetz und Zentral
rußland (Moskau). Bemerkenswert ist die Änlichkeit der faziellen Ent
wicklung des ungarischen Vorkommens mit den schlesischen und ost
1 Jedenfalls ist der «obere* und «untere Kulm» so vieldeutig geworden, daß
-die Norische Stufe der verschiedenen Autoren dagegen einen einfachen und eindeu
tigen Begriff darstellt. Man denke nur daran, daß D athes «unterer Kulm» einen
-«oberen Kohlenkalk» umschließt und daß der letzgenannte Name andererseits
den oberkarbonischen Fusulinenkalk bezeichnet.
2 Das von T oula aus Bulgarien beschriebene Vorkommen dieses Alters ent
hält nur Landpflanzen.
Wenn C D ie n e r von einer Beseitigung des Kulm aus der Reihe der in
den Ostalpen (Bau und Bild der Alpen, pag. 479) auftretenden Schichtsgliedern
spricht, so ist das wohl zum Teil nur ein ungenauer Ausdruck. Denn die
Noetscher Schichten von Noetsch am Dobratsch in Kärnten sind zweifellos Kulm,
falls man die alte Nomenklatur Kulm ~ schiefriges Unterkarbon annimmt. Aber
auch für den Süden der Karnischen Hauptkette kann nicht von einer «Beseitigung
■des Kulm» gesprochen werden. Ich habe den Nachweis erbracht, daß bei den so
genannten Pscudocctlamiten die Quergliederung lediglich durch Gebirgsdruck ver
schwindet (N. Jb. 1902), ohne daß der Beweis des Gegenteils auch nur von irgend
einer Seite versucht worden wräre. Es ist also jedenfalls nicht von einer «Beseiti
gung des Kulm» aus den Ostalpen zu sprechen.
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